„Für wen machst du eigentlich deine Filme? Wer sieht sie denn?“ Diese Fragen, die die Protagonist_innen der iranischen Regisseurin Rakhshan Bani-Etemad wiederholt in die Kamera sprechen, sind zu einem Leitfaden ihres filmischen Schaffens geworden. Seit über drei Jahrzehnten zeichnet sie in Spiel- und Dokumentarfilmen ein präzises Bild ihres Landes und hat sich in dieser Zeit als eine der wichtigsten und einflussreichsten Regisseurinnen des nach-revolutionären iranischen Kinos etabliert. Ihre Filme werden auf großen internationalen Festivals gezeigt und mit Preisen gewürdigt, laufen aber auch im Iran erfolgreich im Kino. Wir zeigen eine Werkschau mit acht ihrer Spiel- und Dokumentarfilme und freuen uns sehr, dass Rakshan Bani-Etemad an zwei Abenden am 6. und 7. Mai im Arsenal zu Gast sein wird.
Die 1954 in Teheran geborene Bani-Etemad begann ihre berufliche Laufbahn beim Fernsehen, wo sie zunächst Dokumentarfilme drehte. Ihre ersten Spielfilme Ende der 80er Jahre waren soziale Satiren mit einem schon damals scharfen Blick für gesellschaftliche Realitäten und Widersprüche. Der Durchbruch kam mit NARGESS, eine unter kleinen Dieben angesiedelte Dreiecksgeschichte, für den sie 1992 als erste Frau den Preis für die beste Regie beim Fajr International Film Festival in Teheran gewann. Rakhshan Bani-Etemads Kino gründet in der iranischen Realität vor allem der Unterprivilegierten und Rechtlosen, es steht für die einfühlsame Erkundung von menschlichen Schicksalen und redet dabei immer auch von universellen Konflikten und Themen. Ihre Figuren, die ihr erkennbar am Herzen liegen, stattet sie mit viel Widerstandsgeist und Kraft aus und muss ihnen dennoch oft dabei zusehen, wie sie zwischen dem alltäglichen Überlebenskampf, den Sorgen um die Familie und dem Wunsch nach einem Freiraum für sich selbst zerrieben werden. Die eigensinnigen Frauen in ihren Filmen setzen sich kämpferisch für ihre Rechte ein und sprechen offen ihre Diskriminierungserfahrungen an, womit Bani-Etemad durchaus eine radikale Position im iranischen Kino einnimmt. Dieses offensive Sichtbarmachen von Frauen und ihren Lebensbedingungen findet seine Form oft als Film im Film, in dem die Figuren direkt in die Kamera sprechen.
Für Rakhshan Bani-Etemad ist die filmische Arbeit untrennbar verbunden mit dem Kampf um die Freiheit der Kunst und die Rechte von Frauen. Film sieht sie als ein Mittel des sozialen Wandels – und um die eingangs gestellte Frage wieder aufzunehmen: Ihre Filme sollen von den Menschen im Iran gesehen werden.
Quelle:
http://www.arsenal-berlin.de/kino-arsenal/programm/einzelansicht/article/5996/3006.html